Ich bin inzwischen seit beinahe fünf Jahren ohne Nadine.

Fast fünf Jahre. Also fast Eintausendachthundertfünfundzwanzig Tage. Das ist viel.

„Dann bist du ja jetzt drüber weg, oder?“

„Da hat man sich dann ja damit abgefunden.“

Es ist nicht so, dass ich solche und ähnliche Sätze nur von anderen zu hören bekam, ich sagte sie mir sogar manchmal selbst. Und das fand ich wirklich erschreckend.

Dann denkt ein Teil von mir sowas wie: „Es ist fast fünf Jahre her, dass Nadine gestorben ist und du bist immer noch so traurig?“. Und an besonders miesen Tagen verdreht er dabei sogar die Augen und seufzt genervt. Glücklicherweise gibt da inzwischen noch einen anderen Teil in mir, der antwortet: „Ja, klar. Denn meine wundervolle Seelenschwester ist ja auch immer noch tot.“.

Ich gebe zu, ein derartiger innerer Monolog ist nicht sonderlich eloquent. Aber hilfreich. Heute kann ich deutlich besser mit meiner Trauer umgehen. Weil ich sonst kaputt gegangen wäre. Und das hätte Nadine vollkommen zu Recht echt blöd gefunden. Und ich auch. Also habe ich gelernt, wie man mit dem Tod lebt.

Nicht, dass ich das jetzt so richtig gut kann. Nein, das nicht. Aber es wird immer besser.

Ich finde schade, dass ich das nicht früher lernen durfte. In der Schule vielleicht … Oder von meinen Eltern. Oder sonst wem.

Ich habe inzwischen den Eindruck, dass sich diesbezüglich etwas ändert, verbessert. Man darf über den Tod reden, es gibt Podcasts zum Thema Tod und Sterben, Bücher, Trauerbegleiter und auch in meinem privaten Umfeld nehme ich wahr, dass es durchaus möglich (und meist ganz wunderbar) ist über den Tod und das Sterben zu sprechen.

Vielleicht denke ich aber auch nur, dass etwas anders ist, weil sich meine eigene Haltung zum Thema Tod und Trauer verändert hat. Ich weiß es nicht, aber ich möchte gerne glaube, dass Sterben und Trauer „gesellschaftsfähig“ werden. Denn der Tod ist etwas Normales. Jeder von uns hat früher oder später mit ihm zu tun.

Umso absurder ist es, wenn ich mir anschaue, wie oft man so komplett ratlos vor dem Sterben steht – mich eingeschlossen.

Nadine war ein sehr besonderer Mensch für mich und  - wie sie es formulieren würde - ein fettes Geschenk! Aber sowas von fett! Was hatten wir für schöne, innige, ehrliche Zeiten! Sogar, wenn eigentlich alles echt beschissen war, fand Nadine immer einen Grund zum Lachen oder Dankbarsein. Sehr oft tat sie beides. In dieser Beziehung ist sie mein größtes Vorbild. 

Manchmal vermisse ich Nadine so sehr, dass ich kaum atmen kann. Das gehört zu meinem Leben dazu. Es ist nicht mehr, wie es vorher war - mit Nadine.

Es ist jetzt für immer anders.

Aber es ist anders gut.

Dass es heute „anders gut“ ist, das habe ich vielen Menschen zu verdanken.

Allen voran meinem rundum wundervollen Ehemann und meinen ebensolchen Kindern, die einfach DA waren und sind, und die mir jeden Tag gezeigt haben, wie viel Liebe um mich ist und wie schön das Leben sein kann.

Nadines Eltern, die mir -jeder auf seine Weise- so liebevoll die Hand gehalten haben und dies noch immer tun.

Alten Freunden, die mich trotz anfänglicher trauerbedingter Verstocktheit nicht aufgegeben haben.

Neuen Freunden, die mir bewusst gemacht haben, dass immer genug Liebe da ist, wenn ich mein Herz öffne.

Kollegen, die neben Verständnis auch Zeit für einen gemeinsamen Kaffee, Schokokekse und Umarmungen für mich hatten.

Und meinen Freundinnen, diesen großartigen, lustigen und so unterschiedlichen Frauen, die neu in mein Leben kamen oder schon vorher da waren und die ich von einer anderen Seite kennen lernen und so noch mehr in mein Herz schließen durfte. 

DANKE dafür!

Und Dir danke ich für’s Lesen dieses langen Textes.

Und wenn ich darf, dann möchte ich Dich gerne um etwas bitten:

Wenn jemand in Deinem Umfeld traurig ist, sei einfach da. Du musst nicht machen, dass die Trauer weg geht. Lass sie da sein, denn Trauer ist nichts Böses. Hilf ein kleines bisschen mit, dass Tod und Sterben keine Tabuthemen bleiben, sondern einen Platz in unserem Leben haben dürfen. 

Und sei dankbar für die großen und kleinen Wunder und die lieben Menschen in Deinem Leben. Das wäre ganz in Nadines Sinne.


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